Jeden Tag sehen wir in den Nachrichten die gleiche Kurve: ein Säulendiagramm, das die Verbreitung des Corona Virus in Österreich zeigt. Es beginnt mit zwei Infizierten und endet jeden Tag mit einem höheren Wert als am Tag zuvor. Jeden Tag kommt eine gleiche Prozentrate vom Vortagswert hinzu: Das macht, dass die Kurve immer gleich ausschaut, egal wie viele Tage schon vergangen sind. Ein ungebrochenes, exponentielles Wachstum.
Wem Mathematik schon früher verhasst war (ich gehöre nicht dazu), der mag sie heute noch weniger mögen. Denn die Kurve sagt: Wenn das so weiter geht, wird es uns alle erwischen. Darum: zu Hause bleiben, niemanden treffen, keine Umarmungen und so fort.
Doch Verbreitung muss nicht schlecht sein. Es hängt davon ab, was wir verbreiten. Denken wir an das Evangelium. Wer waren die ersten Jünger? Andreas und Simon. Bald waren es 12, dann 70. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass an einem Tag 3000 hinzu kamen. Heute umfasst die Christenheit über zwei Milliarden Menschen, rund ein Drittel der Weltbevölkerung. Die Botschaft von Jesus hat sich viral verbreitet. Es ist eine gute Botschaft. Gott liebt die Welt. So sehr, dass er seinen Sohn gesandt hat. Alle, die an ihn glauben, haben das ewige Leben. Corona ist ein Bote des Todes, Jesus ein Bote des Lebens. Israel hat den Glauben an den einen Gott nicht für sich behalten können, sondern wie es in den eigenen Schriften heißt: „Auf ihn werden die Heiden (die nichtjüdischen Völker, Anm.) hoffen.“ „Nach ihm werden die Nationen fragen / suchen / sich sehnen“. Von Asien kam der Virus nach Europa.
War Jesus ein Gefährder? In der Tat. Denn sein Programm war: Zündet ein Licht an und stellt es auf einen Leuchter, damit es für alle hell wird. Und der Apostel Paulus schreibt an seinen Schüler Timotheus: „Was du von mir gehört hast, das übergib treuen Menschen, die fähig sind, andere zu lehren.“ War Jesus ein unseriöser Verkäufer, der mit der Masche wirbt: Gewinne mir zwei Kunden und diese sollen auch je 2 Kunden gewinnen und so fort – und jeder soll dir eine Provision geben? Sicher nicht.
Denn die Verbreitung ist auch eine Vertiefung. Drei Jahre hat es gedauert, dass Jesus seine Jünger lehrte. In enger Gemeinschaft, wie wir uns das heute nicht mehr vorstellen können. Mit Praktika und Exkursionen, mit öffentlichen Streit-Gesprächen und nächtlichen unter vier Augen. Das Himmelreich ist wie ein Sauerteig, den eine Frau unter den Teig mischte – und irgendwann ist der ganze Teig durchsäuert. Wir brauchen auch ein inneres Wachstum. Und das braucht seine Zeit.
Vielleicht will uns die Corona Verbreitung dazu führen: Dass wir auf die Verbreitung und Vertiefung des Evangeliums schauen. Dass es uns durchsäuert. Alle Lebensbereiche. Auch die, die wir bisher erfolgreich immunisiert haben, um die wir Mauern gebaut haben. Ein Schrecken ist schon drin im Corona Virus. Aber die gute Nachricht von Jesus ist stärker: Er will an uns und in uns arbeiten. Gehen wir nicht in geistliche Quarantäne. Und beten wir, dass der Teig bald ganz durchsäuert wird, damit sich die Kurve endlich abflachen kann.