Mein Verstand sagt: Der Kühlschrank ist gut gefüllt, wir haben genügend Vorräte und das Marmelade wird uns die nächsten Monate sicher nicht ausgehen. Jeden Tag höre ich die Zusicherungen, dass die Geschäfte ausreichend gefüllt sind und alles verfügbar ist. Wir leben auf dem Land, haben einen schönen Garten, der uns mit Beschäftigungstherapie versorgt und es gibt wunderschöne Wege zum Walken in der Umgebung. Ich habe allen Grund zuversichtlich und gelassen zu sein.
Und doch sind in meinem Inneren auch andere Stimmen. Sie melden sich von Zeit zu Zeit mit ihren Zweifeln, ob die Zuversicht meines Verstandes wirklich so berechtigt ist. Ich höre diesen Stimmen eine Weile zu und merke, wie meine Stimmung in den Keller geht. Sorgen machen sich breit. Wie lange wird diese Ausnahmesituation noch gehen? Wer von unserer Familie wird davon betroffen sein? Ich gehöre bereits zur Risikogruppe und so manche meiner Verwandten haben ein extrem hohes Risiko, wenn sie infiziert werden. Wie werden wir das wirtschaftlich verkraften? Was kommt nach der Krise?
Ich merke, dass sich mein Sorgenfass füllt, sobald ich diesen Fragen Raum gebe. Was wäre wenn…
Ich freue mich, dass in solchen Momenten noch eine Stimme da ist, die sagt: STOPP! Du hast einen himmlischen Vater, der für dich sorgt! Bleib nicht in den Gedanken um morgen hängen. Das Morgen hast du nicht in der Hand. Gott wird für dich sorgen.
Ein Bibelvers, der mich schon seit einiger Zeit begleitet, steht im Matthäusevangelium. Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt. (Matth. 6/34 )
Diese innere Stimme erinnert mich auch an eine Stelle im Philipperbrief. Phil. 4 / 6 + 7: Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft in jeder Lage zu Gott beten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm. Dann wird Gottes Friede, der all unser Verstehen übersteigt, eure Herzen und Gedanken bewahren, weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid.
Immer wenn ich diese Stimme in mir wahrnehme, die mir sagt, dass ich Grund zum Danken habe und alle meine Anliegen vor Gott bringen darf, dann verändert sich meine Blickrichtung. Ich richte meinen Fokus bewusst auf Dinge, für die ich danken kann. Da ist eine Blüte, die heute neu aufgeblüht ist. Die Nachbarin hat mir aus der Ferne freundlich zugewunken. Da war ein motivierendes Mail, worüber ich mich freute.
An manchen Tagen ist diese Veränderung des Fokus Schwerarbeit, manchmal fällt es mir ganz leicht.
Ich glaube, ich bin nicht die Einzige, der es so geht. Es scheint ein altes menschliches Thema zu sein. Sonst würde nicht im Psalm 42,6 stehen:
Warum nur bin ich so traurig? Warum ist mein Herz so schwer? Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß: Ich werde ihm wieder danken. Er ist mein Gott, er wird mir beistehen!
Bibeltext Matth. 6/ 25 – 34 »Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Nahrung und Kleidung! Bedeutet das Leben nicht mehr als Essen und Trinken, und ist der Mensch nicht wichtiger als seine Kleidung? 26 Seht euch die Vögel an! Sie säen nichts, sie ernten nichts und sammeln auch keine Vorräte. Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, dass ihr ihm viel wichtiger seid? 27 Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern. 28 Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen um eure Kleidung? Seht euch an, wie die Lilien auf den Wiesen blühen! Sie mühen sich nicht ab und können weder spinnen noch weben. 29 Ich sage euch, selbst König Salomo war in seiner ganzen Herrlichkeit nicht so prächtig gekleidet wie eine von ihnen. 30 Wenn Gott sogar die Blumen so schön wachsen lässt, die heute auf der Wiese stehen, morgen aber schon verbrannt werden, wird er sich nicht erst recht um euch kümmern. Vertraut ihr Gott so wenig? 31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: ›Werden wir genug zu essen haben? Und was werden wir trinken? Was sollen wir anziehen?‹ 32 Nur Menschen, die Gott nicht kennen, lassen sich von solchen Dingen bestimmen. Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht. 33 Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen. 34 Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt. Brigitte Malzner