Derzeit lese ich die Psalmen; jeden Tag einen. Mir ist dabei wichtig, etwas von der Lebenssituation der Beter und ihrer Beziehung zu Gott erfahren und das in mein Leben zu integrieren.
Hilferuf eines Angefochtenen
1 Ein Psalm Davids, vorzusingen.
2 HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?
3 Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele / und mich Ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?
4 Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott! Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe,
5 dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden, und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.
6 Ich traue aber darauf, dass du so gnädig bist; / mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut.
Der Psalm 13 passt sehr gut zu der Situation, in der wir uns durch die Corona-Pandemie befinden. Sie macht uns Angst, vor dem Ungewissen, vor der Unberechenbarkeit, vor den unvorhersehbaren Konsequenzen. Die Nachrichten in den Medien verstärken unsere Ängste, die notwendigen und sinnvollen Maßnahmen der Regierung sind nachvollziehbar, doch sie machen auch die konkrete Bedrohung deutlich.
Auch David befindet sich in einer bedrückenden und offensichtlich bedrohlichen Situation, die er stark wahrnimmt. Er betet zu Gott, aber sein Herz und seine Sinne sind noch in der Bedrohung gefangen. Er wähnt sich von Gott verlassen.
Erst langsam kann David im Gebet Mut fassen. Schritt für Schritt erinnert er sich an Gottes bisherige Hilfe. Je mehr diese Gedanken in ihm Platz greifen, desto mutiger wird er und kann an Gott konkrete Bitten stellen, bis er schließlich im Vertrauen auf Gottes Hilfe zu einem Lob Gottes findet.
Möge es uns in gleicher Weise wie David gelingen, unsere Sorgen und Nöte Gott anzuvertrauen, wenn uns in diesen Tagen der Isolierung die Angst vor dem „unbekannten Feind“ festzuhalten droht. Es zählt nicht, was uns Zeitungen in ihrer journalistischen Sensationsgier vorgaukeln, sondern das, was Gott uns schenken möchte. Wir dürfen Gott vertrauen. Unser Schicksal liegt in seiner Hand. Lasst uns an dieser Zuversicht festhalten, wenn Jesus Christus uns zuruft: Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt. 28, 16-20)!
In herzlicher Verbundenheit,
Dieter Paesold