Wege durch dunkle Täler (Psalm 23)

Hier spricht David, der Hirtenjunge, der später König wurde. So was nennt man Karriere! Er hat es vom Schafhirten zum Königsthron geschafft. Gratulation!

Aber was war das Geheimnis seines Lebens, in dem auch nicht alles glatt lief?
Da gab es dunkle Kapitel in seiner Lebensgeschichte, wie sie auch uns nicht ganz unbekannt sind.
Und trotzdem:
Das Besondere in Davids Lebens war, dass er einen Herrn hatte, von dem er sich führen ließ wie ein Schaf, das er vormals als Hirte zu versorgen hatte.
Sein Geheimnis war ein geführtes Leben.
Er vertraute sich dem großen Hirten an, Gott selbst.
So gab es Situationen in seiner Vergangenheit, wo er sagte:
„Ich schaff es allein nicht, ich bin dafür nicht groß genug und nicht stark genug und nicht clever genug. Ich brauche jemand, der sich hier auskennt und der mich gern hat und dem ich mich für meinen Lebensweg anvertrauen kann und will.“

Für so eine Entscheidung ist es nie zu spät, aber auch nie früh genug.
Vergiss es nicht: Heute ist der letzte Tag deines bisher gelebten Lebens, aber der erste Tag des noch gebliebenen Lebens.
Sich diesem guten Hirten anvertrauen, das heißt doch:

  • Mein Leben bekommt trotz allem wieder eine Perspektive.
  • Mein Leben bekommt eine neue Mitte und ein neues Ziel.
    Es lohnt sich wieder, nach vorn zu schauen und sich auf den Weg zu machen mit dem, der der gute Hirte deines und meines Lebens sein will.

Was heißt das eigentlich, dieses: Der Herr ist mein Hirte?
Was kann das für dich und für mich bedeuten?

  1. Er weiß, was mir fehlt, was ich nicht habe. Er kennt die Sehnsucht meines Herzens, wonach mich im tiefsten verlangt. Natürlich sind es manche vordergründigen Wünsche, aber dahinter steht das ganz tiefe Wissen, dass es mehr geben muss als Dinge. Es muss eine Beziehung möglich sein zu jemand, der es mit mir aushalten will und der mich bis zum letzten Atemzug lieb hat und begleitet und ganz zu mir steht. Diese Sehnsucht nach jemand ist im Grunde genommen der Fingerabdruck Gottes in meiner Seele.
  2. Er weiß, wie es mir gerade geht, wie ich mich fühle, wie traurig ich bin oder wie wütend, ob ich innerlich aufgegeben habe und nichts mehr erwarte oder ob sich da vielleicht noch ein kleines Glutnest in meinem Herzen befindet. Wenn man da nachlegt, dann fängt es wieder an aufzulodern und es kann wieder warm werden. Er weiß aber auch wovor ich Angst habe, was mir zur Zeit Not macht. Er weiß es und sagt mir: Du, ich bin mit dir unterwegs, wenn du dich mir ganz anvertraut hast, und ich lasse dich auch keinen Augenblick allein.
  3. Er kennt die dunklen Täler meines Lebens. Und gehen wir nicht gerade durch so ein Tal? Da kann es sogar finster im eigenen Herzen werden und im Denken. Und wenn man dann noch allein ist, da geht es einem gar nicht gut. Und – einmal ganz ehrlich – kann man nicht auch unter anderen Menschen unheimlich einsam sein? Niemand versteht mich – oder sie sind ganz einfach nicht da, wie es mancher von uns erlebt. Ganz anders der Hirte, von dem hier die Rede ist. Er ist da! Und er geht mit mir, wenn ich mein Leben ihm anvertraut habe. Er kann mich sogar trösten, wenn es menschlich gesehen überhaupt keinen Trost gibt.
  4. Und: Er geht mit mir durch das dunkle Tal hindurch, das ich gerade erlebe! Was wir gerade erleben, ist sicher nicht das letzte, auch wenn ich vielleicht das Gefühl habe. Wenn der gute Hirte führt, dann führt er nicht ins dunkle Tal HINEIN, um sein Schaf dort umkommen zu lassen, sondern er führt es HINDURCH, damit es wieder auf grüne Weiden und ans frische Wasser kommt. Das dunkle Tal ist oft die rechte Straße zum Ziel unseres Lebens. Ohne den guten Hirten bleibt diese Erde ein Jammertal. Mit ihm mache ich die Erfahrung, dass ich es an Gottes Hand schaffe.
  5. Und dann sorgt dieser Hirte für dich und für mich. Hier ist von einem Tisch die Rede, den er im Angesicht meiner Feinde bereitet. Was heißt das denn? Das heißt doch zuerst einmal: Auch wenn ich mit diesem Hirten unterwegs bin, dann wird es immer noch Feinde geben. Probleme, Schwierigkeiten, unmögliche Menschen, die ich auf den Tod nichts ausstehen kann. Krankheiten wie bei Corona, Isolation, wirtschaftliche Engpässe… ABER: Es wird mir ein Tisch gedeckt und dieser Tisch steht zwischen mir und meinen „Feinden“, mitten in meiner Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Gott sieht also meine Feinde und meine Situation gelassener als ich und gerät nicht in Panik. Er hat alles im Griff. Er wartet nicht, bis die Probleme vorbei sind. Sondern er deckt den Tisch hier und heute und er schenkt voll ein. Oft sehe ich diesen Tisch nicht, sondern nur die Schwierigkeiten. Aber Gott kann meine Blickrichtung ändern. Darum darf ich ihn bitten!
  6. Und schließlich steht über einem solchermaßen geführten Leben eine Verheißung, ein Versprechen Gottes. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang. Gutes heißt aber nicht: Es geht mir immer gut. Probleme lassen sich immer lösen. Wir kriegen nicht alle Schwierigkeiten in den Griff. Aber, wenn ich dem guten Hirten folge, dann hat das Folgen für mein Leben. Dann wird manches gut, auch wenn es zuerst gar nicht so gut aussieht.

Dann kann sogar diese Corona-Zeit zum Segen werden!

Gott, du bist mein Zufluchtsort

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„Du bist mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt. Der Herr ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter.“ So hat es David im 2. Sam 22, 2 – 3 sehr bewegend beschrieben.

Drei Gedanken haben mich bei diesen Versen bewegt.

1. Wir leben in einer unruhigen und unsicheren Welt

Das ist nichts Neues und das war schon immer so.
So lange der Mensch lebt, lebt er in Lebensgefahr – auch wenn er das oft gar nicht selbst wahrnimmt. Manchmal vergessen wir es auch, weil es bei uns ja relativ friedlich zugeht. Wir wiegen uns dann in Sicherheit. Aber dann kann es uns so ergehen wie David. Plötzlich ist alles anders. Durch ein einziges Ereignis wird alles Bisherige auf den Kopf gestellt. So, wie wir es gerade erleben.

2. In einer unruhigen und unsicher gewordenen Welt sehnen wir uns nach Sicherheit und Geborgenheit.

Und das ist ja auch legitim, in den Stürmen des Lebens nach etwas Ausschau zu halten, an dem man sich festmachen kann. Jemand zu finden, der uns unter die Arme greift und hilft, wenn wir selbst so hilflos geworden sind. Der rät und tröstet und ermutigt, wenn wir zurzeit völlig aus dem normalen Leben geworfen worden sind.

Und David kann das nur bestätigen. Aber er hat die Erfahrung gemacht, die jeder von uns früher oder später machen muss:
Menschen können ja nicht helfen, sogar Fürsten nicht (Ps 146, 3)
Einem König hilft nicht seine große Macht, auch Rosse nicht… (Ps 33, 16f)

Und die Quintessenz heißt bei David:
Ps. 4, 9: Denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.
Allein du!

Wie gesagt, diese Erfahrung, dass Menschen enttäuschen und in Stich lassen, diese Erfahrung hat wahrscheinlich jeder gemacht. Vielleicht muss es Situationen geben in unserem Leben wo es nicht heißen kann „Hauptsache Allianz-versichert…“
Keine Versicherung der Welt kann alle Schäden verhindern oder gar abdecken.

3. Allein bei Gott finden wir, was wir von Herzen suchen und bei Menschen nicht bekommen!

Es gehört zu den Grundbedürfnissen unseres Menschseins dazu,

  • einen festen unerschütterlichen Grund zu haben, durch den unser Urvertrauen aufgebaut wird, wo wir einen Halt haben, an dem wir uns festmachen können, wenn nichts mehr sonst halten kann
  • einen Raum der Geborgenheit zu haben, einen Ort der Zuflucht, wo wir einfach die Füße ausstrecken können und uns wohlig räkeln dürfen: Hier bin ich zu Hause, hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.
  • einen Heiland zu haben, der alles heil machen kann und durch den mein Leben wieder heil und rund und ganz werden kann. Ein Mensch wäre mit einer solchen Erwartung überfordert.

Und nun weist uns der Psalmist auf den hin, mit dem er selbst schon unheimlich gute und tolle Erfahrungen gemacht hat.

Gott ist mein Fels, meine Burg, meine Zuflucht, mein Heiland und Erretter.

Schön, dass auch uns diese Worte und Bilder gerade auch heute zum Leitspruch werden können. Und eins werden wir in Gottes Wort entdecken:

Gott sagt, was er meint und er meint immer, was er in seinem Wort sagt.
Auf ihn, auf sein Wort ist Verlass.
Bei ihm kommt mein Herz zur Ruhe und es weiß: Nun wird alles gut.
Er, der Heiland meiner Seele, will mich erretten, freisetzen für ein Leben in der Weite – und das ist kein Widerspruch, sondern das ist Evangelium:

Wir brauchen Wurzeln und Flügel – Halt und Weite – und beides schenkt uns unser Herr mit sich selbst.

Aber seid getrost (Joh 16, 33)

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Es sind Zeiten angebrochen, Zeiten, an die wir nicht einmal im Traum gedacht hätten. Sie erinnern mich an die Zeit, als ich noch Kriegskind war, Nachkriegs- und Flüchtlingskind. Das waren Jahre, die ich erlebt und überlebt habe. 

Nun brechen fast über Nacht Ereignisse über uns herein, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Ereignisse, die Unsicherheit bringen und vielen Angst machen.  

Angst scheint zu unserem Leben dazu zu gehören. Mal weniger, mal mehr; mal schwächer und mal stärker. Das scheint für unser Menschsein realistisch zu sein, so, wie es die Bibel auf den Punkt bringt: „In der Welt habt ihr Angst,…“ (Joh 16, 33) So hat es Jesus mit seinen eigenen Worten formuliert. Er weiß, wie es uns gehen kann und wie es manchmal in uns aussieht. Wie eben auch jetzt. 

Ja, mancher hat vielleicht mehr Angst, als er sich selbst eingesteht. Das ist aber nur der erste Teil der Botschaft Jesu. („In der Welt habt ihr Angst,…) Doch dann heißt es weiter: „…, ABER SEID GETROST“. Hier finden wir gegen all das Schwere und Schmerzliche das göttliche „ABER“. Ja, „hier auf Erden werdet ihr viel Schweres erleben“, wie es in einer anderen Übersetzung heißt. Und dann weiter: „Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden“. Die Welt überwunden mit ihrer Angst, mit ihren Schrecken und mit ihren zurzeit nicht gerade sehr verheißungsvollen Aussichten.  

Aber wir dürfen voll Zuversicht nach vorne schauen, weil wir einen Gott haben, der unsere Zuversicht ist, unsere Zuflucht, wie wir es in Psalm 91, 9 lesen können: „Denn der Herr ist deine Zuversicht; den Höchsten hast du zu deiner Zuflucht gemacht.“ 

Zuversicht brauchen wir in diesen Tagen und einen Zufluchtsort, der uns getrost macht und Geborgenheit erleben lässt. Bei und in Gott kann das Wirklichkeit werden!