Baueinsatz beim großen Innenausbau der DIG-Tagesheimstätte in Kirchdorf: Viele ehrenamtliche Helfer treffen sich an einem Samstag, um die ersten Abbrucharbeiten an Innenwänden durchzuführen. In Gesprächen mit dem Baumeister wurde im Vorfeld geklärt, welche Wände bedenkenlos entfernt werden könnten, und wo tragende Wände aufgrund der Statik vorerst stehen bleiben müssten. Ohne vom Fach zu sein leuchtete es sogar mir als Laien ein, dass tragende Wände eine wichtige Funktion für die Statik haben.
Aufgrund einer Besprechung kam ich mit Verspätung zum Baueinsatz dazu – und sah mit Schrecken, wie drei Männer damit begonnen hatten, eine tragende Wand abzureißen. Um weiteren Schaden zu vermeiden eilte ich zu ihnen, um sie auf das Versehen aufmerksam zu machen. Schnell wurde ich jedoch aufgeklärt: Nach einer späteren Absprache mit dem Baumeister wurde die Decke in diesem Bereich abgestützt, die Wand konnte somit tatsächlich bedenkenlos abgerissen werden.
Bei der Statik geht es schlicht und einfach um das, was trägt. Die Basis für jegliche Statik beim Hausbau ist das Fundament. Jede tragende Wand, jedes tragende Element muss in Beziehung zum Fundament gesetzt werden. Es hilft uns schließlich wenig, wenn das Obergeschoß statisch perfekt abgesichert ist, solange darunter keine tragenden Wände vorhanden sind. Die Grundfrage, die uns bei den Planungen und Bauarbeiten regelmäßig beschäftigt, ist daher: Was hält, was trägt?
An besagtem Tag wurde mir nach dem Abriss der abgestützten, tragenden Wand sehr eindrücklich deutlich: Diese Frage betrifft nicht nur das Gebäude, an dem wir gerade arbeiteten, sondern auch mein persönliches Leben. Wir bauen unseren Alltag auf vielen verschiedenen Elementen auf: Beziehungen, Gesundheit, Bildung, Materielles, und vieles mehr. All diese Elemente sind miteinander verbunden. Und sie sind grundsätzlich gut, wir dürfen in sie investieren.
Die Frage ist jedoch: Was hält, wenn einzelne dieser Elemente herausbrechen – so wie wir im Gebäude der Tagesheimstätte manche tragenden Mauern herausgebrochen haben? Was passiert, wenn plötzlich der Job weg ist? Wenn eine Beziehung zerbricht? Oder wenn einem von heute auf morgen die Gesundheit abhanden kommt?
Das Geheimnis eines stabilen Gebäudes ist, dass sein Halt nicht in sich selbst begründet liegt, sondern außerhalb – nämlich im Fundament.
Dieses Prinzip können wir direkt in unser Leben übersetzen: Wirklich tragen kann uns nur etwas, das außerhalb von uns selbst begründet ist, das nicht von unserer Leistung, unserem Besitz, unserer Bildung oder unserer Gesundheit abhängig ist. Etwas das auch dann noch trägt, wenn manches oder vieles in unserem Leben wegbricht.
In der Bibel lesen wir die ermutigende Zusage: „Gott, dir vertraue ich… denn du bist mein Fels“ (Psalm 31,2+4). In unser Bild übersetzt ist der Fels das Fundament. Der Verfasser dieses Psalms hat persönlich erlebt was es heißt, das Leben außerhalb von sich selbst festzumachen, auf einem tragenden Fundament – bei Gott.
Besonders deutlich ist mir das bei der Beerdigung von Hans-Peter Royer geworden, dem früheren Leiter des Tauernhofs in Schladming, der bei einem Sportunfall tödlich verunglückte. Schon zu Lebzeiten hatte er regelmäßig betont, dass der Fels, das Fundament seines Lebens, die persönliche Glaubensbeziehung zu Jesus Christus war. Mehrmals hatte er erwähnt, dass folgender Bibelvers auf seinem Grabstein stehen sollte:
„Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn“. (Philipper 1,21)
So ist es schließlich geschehen. Hier geht es nicht um eine Todessehnsucht, sondern schlicht und einfach darum: Wenn das Leben auf einem Fundament steht, das sogar unser Leben überdauert, dann verliert selbst der Tod seinen Schrecken. Denn dann bricht nicht alles zusammen, auch wenn sämtliche sichtbaren Wände des Lebens einstürzen.
Christus ist mein Leben. Das bedeutet: Jesus ist nicht nur der Statiker, der uns erklärt, wie unser Leben stabil sein kann. Sondern er bietet sich selber als Fundament an, das auch dann hält, wenn nichts anderes unserem Leben sicheren Halt geben kann.